German Open 2012

German Open 2012

Bericht über den Halbfinaltag bei den German Open 2012

Am Morgen des 03.03.2012 machte sich eine Gruppe Badmintonfreunde aus Kassel und Umgebung per Bus in Richtung Mühlheim auf, um dort Weltklassebadminton live ansehen zu können. Die von Andreas Schmid vom FSK Lohfelden (Dank an dieser Stelle) organisierte Reise verlief dabei absolut reibungslos und nach etwa zweieinhalb Stunden Fahrt kamen wir um kurz nach 12:00 Uhr bei der RWE-Sporthalle in Mühlheim an und durften dabei gleich feststellen, dass es wirklich klug gewesen war, so früh hier zu sein. Obwohl die Spiele nämlich offiziell erst um 14:00 Uhr beginnen sollten, hatte sich vor der Halle (Einlass war ab 12) schon eine beachtliche Schlange gebildet und da es keine Platzkarten gab, herrschte das Prinzip: Wer zuerst kommt, malt zuerst. Aufgrund unserer frühen Ankunft konnten wir uns alle aber noch gute Plätze sichern und harrten nun der Dinge, die da kommen mochten. Schon nach den ersten Ballwechseln war aber allen klar, dass sich die Fahrt gelohnt hatte.

Vorher musste sich das Publikum in der ausverkauften Halle jedoch noch ein paar Reden, im Rahmen des offiziellen Teils anhören. Zum Glück fassten sich die Bürgermeisterin, die Ministerpräsidentin und der Chef des deutschen Badmintonverbandes alle recht kurz, so dass das erste Spiel um kurz vor halb drei beginnen konnte. Die Zeit zwischen der Ankunft und dem Spielbeginn vertrieben sich die meisten von uns mit einem kurzen Stadtbummel (man konnte die Halle jederzeit problemlos verlassen) oder mit einem Besuch der Verkaufsstände, die der Hauptsponsor in der Halle aufgebaut hatte.

Sobald die Spiele begannen, sollte man aber Dinge sehen, die einen daran zweifeln lassen, ob man sich selbst wirklich als Badmintonspieler bezeichnen darf und ob der Begriff Federballer nicht wirklich besser passt. Die meisten von uns haben schon mal Weltklassebadminton in einem oder mehreren der zahlreichen youtube-Videos gesehen, aber schon nach kurzer Zeit war zumindest jedem neuen Zuschauer klar, dass diese Videos nicht einmal annährend dazu in der Lage sind, die tatsächliche Geschwindigkeit, Präzision, Kraft und Eleganz der Topleute wiederzugeben.

In allen Spielen beeindruckte immer wieder besonders die Fähigkeit aller noch im Turnier befindlicher Spieler, scheinbar jeden Ball noch irgendwie zurückbringen zu können und es war beinahe unglaublich, wie oft selbst härteste Schmetterbälle überlegt und gezielt auf die andere Seite des Netzes zurückgespielt wurden. Dabei zeigten sich auch große Unterschiede zwischen den Herren- und den Damendoppeln. Bei den Damen mutierte fast jeder Ballwechsel zu einem Geduldsspiel. Schließlich trainieren die Damen die Abwehr mit männlichen Partnern und es ist kaum möglich gegen diese Frauen einen Ball auf den Boden zu bekommen. Auch wagten die Damen es auch im Doppel immer wieder einen mehr oder weniger gewöhnlichen Überkopfclear zu spielen, einen Schlag, den man im Herrendoppel nicht mehr zu Gesicht bekommt. Bei den Herren ist Angriff Programm. Defensive Schläge werden wirklich nur gespielt, wenn man dazu gezwungen wird und selbst dabei war es immer wieder faszinierend zu beobachten, wie lange die Spieler noch versuchten, Bälle offensiv über Kopf anzunehmen. Aber trotz des hohen Tempos und des brutalen Angriffsspiels kam es auch bei den Herren immer wieder zu spektakulären Ballwechseln, die das Publikum in Erstaunen versetzten und zu teilweise lustigen Äußerungen motivierten. So stellte unser Yves Eicke beim Anblick des Koreaners und Mixedgoldmedaillengewinners von 2008 Lee Yong Dae (der sowohl im Mixed als auch im Doppel antrat) verträumt fest: „Lee, ich will ein Kind von dir!“

Trotz dieser Äußerung war der emotionale Höhepunkt des Tages natürlich das einzige Spiel mit deutscher Beteiligung, in dem sich Juliane Schenk im Dameneinzel gegen die starke Chinesin Wang Xi in zwei Sätzen durchsetzen konnte. Damit zog die Deutsche nicht nur ins Finale ein, sondern besiegte auch eine Gegnerin, gegen die sie vorher noch nie hatte gewinnen können. Beim Finale am Sonntag sollte Schenk aber gegen die Chinesin Li Xuerui leider den Kürzeren ziehen.

Ein besonderes Schmankerl wurde denn begeisterten Fans in der Halle dann gegen Ende des Turniertages geboten, als der Chinese Lin Dan, den viele Experten für den besten Badmintonspieler aller Zeiten halten, zu seinem Einzel aufgerufen wurde. Leider war der Gegner nicht in der Lage, Lin Dan, der selbst im Feld der German Open als absoluter Ausnahmekönner angesehen werden muss, wirklich zu fordern, so dass dieses Halbfinale teilweise wie ein lockeres Trainingsspiel auf sehr hohem Niveau wirkte. Dennoch blitzte dabei immer wieder die unglaubliche Klasse des Chinesen, der modernes Herreneinzel zu spielen versteht wie kaum ein Zweiter, auf.

Nach insgesamt acht durchweg unterhaltsamen Spielen machten sich die Kasseler Reisegruppe ein wenig müde, aber dennoch durchweg zufrieden wieder in Richtung Heimat auf, wobei der Heimweg genauso glatt wie die Hinfahrt über die Bühne ging und es dürfte für einige bereits jetzt schon feststehen, dass Mühlheim auch 2013 eine Reise wert sein wird.

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